Bürgerinitiative Wald

Mehrheit für Hühnerfarm

Obsteiger Gemeinderat segnet Umwidmung in Wald ab

(ado) Trotzdem sich fast alle Bewohner des Obsteiger Weilers Wald massiv gegen das geplante Projekt einer Hühnerfarm ausgesprochen haben, hat der Gemeinderat von Obsteig nun mit großer Mehrheit grünes Licht für die Umwidmung gegeben. Der Bauwerber zeigt sich erleichtert, die Anrainer dagegen schockiert über das Ergebnis. Fünf Wochen hindurch besteht nun die Möglichkeit, eine Stellungnahme zur Umwidmung abzugeben, danach wird die Causa wieder für den endgültigen Beschluss dem Gemeinderat vorgelegt.

Als ,,Nachbarschaftsstreit hoch zehn“ sieht Christian Oberguggenberger die Vorgänge rund um die geplante Hühnerfarm von Alexander Schaber sowie dessen bereits vorhandenen ersten Hühnerhof im Obsteiger Weiler Wald. Und auch Bürgermeister Hermann Föger attestiert dem Klima innerhalb der Gemeinschaft von Wald den Zustand „schlimm und von panischer Angst dominiert“. Nichtsdestotrotz wurde nun mit einer satten Mehrheit von neun zu drei Stimmen sowie einer Enthaltung jenes Projekt auf Schiene gebracht, das den Anstoß für massiven Widerstand der Bevölkerung gegeben hatte: 1336 Quadratmeter sollen nun von Freiland in Sonderfläche Geflügelstall umgewidmet werden. Doch schon beim bestehenden Geflügelhof am anderen Ende des Weilers ist die Stimmung zwischen Betreiber Schaber und den Anrainern längst gekippt, die Causa Teil eines längerfristigen Zivilverfahrens.

UMFANG UNGEWISS.
Man solle sich nicht von den Ängsten der Anrainer leiten lassen, sondern das ganze weiterhin sachlich sehen, argumentieren die Befürworter des Projekts. Darunter auch Gemeinderätin Sabine Ortner: „Wenn man von Ängsten geplagt ist, kann man nicht mehr rationell entscheiden. Da ist kein Atomkraftwerk geplant. Wir beschließen heute keine Farmen oder Massentierhaltung“, und weiter: „Was wir heute machen, wir ermöglichen den nächsten Schritt. Über den Bebauungsplan haben wir aber weiterhin Einfluss.“ Dass es zu massiven Lärmbelästigen kommen werde, glaube er nicht, so Oberguggenberger. Denn es würden gar nicht mehr als 500 bis 600 Puten in dem Gebäude (das mit einer Gesamtnutzfläche von 1300 Quadratmetern geplant wäre) Platz finden. „Die Lautstärke ist so – die Puten tun, blubb, blubb, blubb“‚, versuchte der Gemeinderat den von ihm erwarteten niedrigen Geräuschpegel zu imitieren. Dabei müsse es aber keinesfalls bleiben, warnte dagegen Vizebürgermeister Alexander Egger vor einem Ausbau von Schabers Plänen: „Laut Betriebskonzept strebt er eine Erweiterung an. Das wären dann zwei Mal 10000 Stück Geflügel im Jahr. Man muss das Gesamte sehen und so ist der Plan.“

ALTERNATIVSTANDORTE.
Die beiden von Walder Landwirten angebotenen Alternativstandorte kommen indes für Schaber nicht infrage. Auch wenn eine davon eine ähnliche Größe hätte, neunmal so weit vom nächsten Wohnhaus entfernt, wie jene in Wald und außerdem bereits erschlossen ist, sei dieser Standort für ihn „kein Thema“: „Das würde eine Siedlung betreffen und Wald dagegen ist ein landwirtschaftlicher Weiler“, so Schaber. Welche Bedingungen für die neue Farm festgelegt werden, sei noch nicht angesprochen worden, betonen sowohl Schaber als auch der Dorfchef. Das sei Sache des Raumplaners, der dem Gemeinderat Vorschläge vorlegen werde, so Föger. Man werde sich im Sommer zusammensetzen, um Näheres zu besprechen, gibt sich auch der Bauwerber abwartend. Schockiert vom Beschluss zur Umwidmung zeigen sich dagegen die Bewohner von Wald, die schon jetzt ankündigen, weiterhin gegen das Projekt kämpfen und Stellungnahmen dagegen abgeben zu wollen. „Der Friede im Dorf wird noch weiter zerstört, das wird auch Auswirkungen aufs Vereinsleben haben“, befürchtet beispielweise Anrainerin Isolde Woolley. Schaber dagegen gibt sich diesbezüglich gelassen und meint: „Der Unfrieden ist nicht in der ganzen Dorfgemeinschaft, sondern nur im Weiler Wald.“

Mit neun zu drei Stimmen und einer Enthaltung hat der Gemeinderat von Obsteig den Hühnerstall in Wald auf Schiene gebracht.

Rundschau | Ausgabe Imst | Nr.50, 43. Jahrgang | 10./11. Dezember 2020

© Rundschau/Agnes Dorn 2020

Eine Antwort

  1. Christian Grutsch hat die Aussagen laut Artikel „Mehrheit für Hühnerfarm“ in der Rundschau vom 10.12.2020 nicht getätigt, denn er ist seit 8 Monaten nicht mehr im Gemeinderat. Hier liegt eine Verwechslung mit Christian Oberguggenberger vor.

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