Bürgerinitiative Wald

Vorzeige-Biobetrieb oder Emissionsschleuder?

Verhärtete Fronten rund um den geplanten Geflügelhof in Obsteig

Für die einen ein vorbildlicher Bio-Landwirtschaftsbetrieb im von Landwirtschaft geprägten Weiler Wald, für die anderen eine gewerbliche Fleischproduktion und unzumutbare Belastung des Landschaftsschutzgebiets. Eine Einigung zwischen den Anrainern und dem Betreiber des geplanten Geflügelhofs, Alexander Schaber, scheint unter gegebenen Bedingungen unrealisierbar. Die Gemeinde als erste Instanz in Sachen Widmungsangelegenheiten sitzt indes zwischen den Stühlen und hat die Entscheidung aufgrund von Corona derzeit auf unbestimmte Zeit vertagt.

Von Agnes Dorn

Es sind scheinbar zwei ganz unterschiedliche Projekte, um die nun seit einiger Zeit in Obsteig gestritten wird: So zeichnet Alexander Schaber – seines Zeichens bereits Betreiber eines Geflügelhofs in Fulpmes mit Bio-Puten sowie im Obsteiger Weiler mit 1800 Hühnern – das Bild eines weiteren Biobetriebs im selben Weiler mit insgesamt 500 Bio-Puten übers Jahr verteilt. So würden in drei Partien jeweils ungefähr 160 Tiere im bereits vorentworfenen Stall und der Umgebung aufgezogen werden. Die Anrainer dagegen skizzieren ein ganz anderes Bild: Schaber hätte davon gesprochen, dreimal jeweils 600 Truthähne beherbergen zu wollen, was schon zu einem Nutzungskonflikt mit den Bewohnern des Weilers aufgrund der zu erwartenden Emissionen (Lärm, Gestank und Keimbelastung) im Landschaftsschutzgebiet führen würde. Außerdem wird seitens der Anrainer befürchtet, dass Schaber die Anzahl des Geflügels erhöhen wird, was er laut Raumordnung dürfte: Sollte die Gemeinde das Grundstück im Landschaftsschutzgebiet tatsächlich in eine Sonderfläche „Hofstelle“ umwidmen, wäre die Haltung von bis zu 4800 Hühnern, 5200 Perlhühnern oder 2500 Truthühnern zulässig. Die Gesamtnutzfläche des geplanten, doppelstöckigen Stalls wird sich mit laut Schaber rund 1300 Quadratmetern dagegen bereits nicht weit unter der höchstzulässigen Gesamtnutzfläche von 1600 Quadratmetern bewegen.

MAXIMALE STÜCKZAHL.
Den Nachbarn geht es ja nicht um die Stückzahl, sondern um die Geruchsbelästigung. Sie haben schon Bedenken, dass auch 100 Hennen gesundheitsschädigend sein können“, wirft der Betreiber seinen Kritikern rufschädigendes Verhalten vor. Die Frage, ob man nicht eine maximale Geflügelmenge schriftlich fixieren könne, verneint Schaber: „ Auf eine Stückzahl wird man sich nie einigen können, weil ich nicht weiß, was nach mir kommt.“ Die nächste Generation hätte vielleicht anderes im Sinne als er, so Schaber weiter. Ob man unter Umständen Bedingungen (wie die maximale Geflügelzahl) an eine Umwidmung knüpfen könne, werde derzeit ebenso geprüft wie die Frage, ob bei einem Verstoß gegen dieselben überhaupt Sanktionen möglich wären, hält sich Bürgermeister Hermann Föger in dieser Frage bedeckt. Man müsse diesbezüglich noch abwarten, was die Gemeindeabteilung der Bezirkshauptmannschaft empfiehlt und dann dementsprechende Vorschläge durch den Raumplaner diskutieren. Würde man das geplante Projekt in seiner derzeitigen Form genehmigen, würde man einem Einzelinteresse gegenüber dem Interesse eines ganzen Weilers Zuspruch geben, argumentiert eine der Anrainerinnen gegen die mögliche Umwidmung durch den Gemeinderat. „Wir haben keine Alternative. Wir können nicht wegziehen, er aber schon“, befürchtet Isolde Woolley eine massive Verschlechterung der Lebensqualität sowie eine Wertminderung der Liegenschaften in Wald. Mit all den anderen landwirtschaftlichen Betrieben im Weiler habe man keinerlei Probleme, im Gegenteil – auch die Bauern selbst seien fast alle gegen einen zweiten Betrieb von Schaber in ihrem Weiler. So hätten bereits die meisten Haushalte von Wald jene Petition unterschrieben, die man demnächst dem Gemeinderat überreichen will.

KEINE EINIGUNG MÖGLICH.
Dass sich Schaber indes an eine bestimmte Anzahl von Truthennen halten wird, glaubt Woolley nicht, denn schon bisher habe man durchwegs negative Erfahrungen mit seiner Glaubwürdigkeit gemacht, so die Walderin. Inzwischen hat sich aber auch ein Fürsprecher des Geflügelhofbetreibers zu Wort gemeldet: Gerald Schaber, Vater des Betreibers und Richter am Landesverwaltungsgericht, versteht die Aufregung um den geplanten Biobetrieb nicht: „Es wären jetzt schon 6000 Masthühner am jetzigen Standort möglich. 1800 Hennen sind bei weitem nicht viel. Im Biobetrieb sind zwischen 4000 und 6000 Hühner nötig, um im Vollerwerb arbeiten zu können.“ Dass es durchaus auch Alternativstandorte gebe, die seinem Sohn angetragen worden sind, ist für diesen wiederum kein Argument. Denn das nunmehrige Grundstück sei schon der am besten geeignete Alternativstandort anstelle der Erweiterung des bestehenden. Ein Gespräch mit den Anrainern wird Schaber wohl nicht suchen, denn wie er jetzt schon prophezeit: „Es wird zu keiner Einigung in den nächsten Jahren kommen.“

Laut Alexander Schaber sollen jeweils 160 Truthennen im Stall mit einer rund 1300 Quadratmeter großen Nutzfläche untergebracht werden.

Das Areal, das zu Sonderfläche „Hofstelle“ umgewidmet werden soll, liegt im Landschaftsschutzgebiet angrenzend an die Bewohner des Weilers Wald.

Rundschau | Ausgabe Imst | Nr.46, 43. Jahrgang | 11./12. November 2020

© Rundschau/Agnes Dorn 2020

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